Die Fragestellung dazu lautet:
Sind Sie für die Sammlung der Bioabfälle in Rosenheim an Wertstoffinseln, statt einer Biotonne am Wohngebäude?
Vorteile Bringsystem:
Viele Bürger trennen und verwerten Bioabfälle bereits vorbildlich, indem sie diese kompostieren.
Die Vorteile eines Bringsystemes liegen darin, dass die Infastruktur mit dem vorhandenen Grüngutsammelstellen bereits vorhanden sind. Viele Bürger nützen diese regelmäßig.
- Keine Geruchsbelästigung vor dem eigenen Haus.
- Die Entsorgung kann bei Bedarf und bei einer guten Wegeplanung zusammen mit anderen
Erledigungen erfolgen. (z.B. mit Plastik, Papier, Glas oder Grüngutabfällen)
- Vor dem Haus keine weiteren Abfalltonnen nötig.
- Beim Bringsystem brauchen Sie keinen Stellplatz vorhalten.
- Entsorgung des Haushaltsmülles bleibt wie bisher bei 1 Woche.
- Keine Sonderregelung für die Innenstadt.
- Wöchentliche Leerung des Haushaltmülles bleibt.
- Nur 1 Entsorgungsfahrzeug mit entsprechendem Personal.
Die Müllgebühren würden sich gegenüber dem Holsystem nur um 1/3 erhöhen.
Bei Berücksichtigung der Innenstadt sogar nur um 1/6.
Nachteile Holsystem:
3 Entsorgungsfahrzeuge + 3 Fahrer + 6 Müllwerker
Mit Innenstadt: 4 Entsorgungsfahrzeuge + 14 zusätzliche Mitarbeiter
Dies bedeutet wesentlich höhere Müllgebühren gegenüber dem Bringsystem.
Außerdem: Leerung des Haushaltmülles nur alle 2 Wochen
Geruchsbelästigung vor der eigenen Haustüre.
Warum hat sich der Landkreis Rosenheim gegen das Holsystem entschieden?
Die Machbarkeitsanalyse vom bifa-Umweltinstitut für den Landkreis Rosenheim mit dem Ergebnis gegen das Holsystem trifft in seinem Kern auch für Rosenheim zu.
Eine Umstellung auf eine Biotonne im Holsystem würde laut Studie des bifa Umweltinstitut nur einen geringen ökologischen Mehrwert bringen, wäre aber gleichzeitig mit einem unverhältnismäßig großen finanziellen Aufwand verbunden.
Die Mehrkosten mit dem Holsystem würden zu einer deutlichen Erhöhung der Restmüllgebühren führen und somit die Bürgerinnen und Bürger belasten.
Warum sind andere Städte für das Bringsystem?
Landkreis Sigmaringen
Das sind die Vorteile des Bringsystems:
- Kein zusätzlicher Platzbedarf für eine weitere Tonne.
- Sie bestimmen, wann der Biomüll zur Sammelstelle kommt.
- Geringere Abfallgebühr.
- Verbindung mit anderen Entsorgungen auf dem Wertstoffhof.
Landkreis Altötting
Laut einem in Auftrag gegebenen Gutachten werden bereits 85 Prozent der Bioabfälle im Landkreis über Grüngutentsorgung und Hauskompostierung nachhaltig verwertet.
Im Restmüll befänden sich in dem Landkreis jährlich pro Person nur acht Kilo an Küchen-abfällen.
Diese Restmengen mit einer eigenen Biotonne erfassen zu wollen, die durch dieselbetriebene LKW 14-tägig geleert werden müssen, macht aus unserer Sicht weder ökologisch noch ökonomisch Sinn.
Würde das doch geschehen, würden sich die Müllgebühren verdoppeln.
Weimarer Land
Im Rahmen der Beratungen im Kreistag haben sich zwei mögliche Alternativen für den Kreis Weimarer Land herauskristallisiert. Die Einführung einer Biotonne für alle Haushalte wäre mit voraussichtlichen Kosten von ca. 1.076.000,- € pro Jahr verbunden und wurde eine durch-schnittliche Mehrbelastung von ca. 43,24 € pro Haushalt im Jahr bedeuten. Die Einführung eines flächendeckenden Biocontainersystems mit vorerst ca. 14 Standplätzen im Kreisgebiet wäre mit voraussichtlichen Kosten von ca. 212.000,- € pro Jahr verbunden und würde eine durchschnittliche Mehrbelastung von ca. 8,52 € pro Haushalt im Jahr bedeuten.
Regensburg
Die Einführung der Pflicht-Biotonne hätte mit 2,3 Millionen Euro jährlich 15 mal mehr gekostet als die jetzige Lösung. Eine Pflicht-Biotonne hätte für die Bürger eine deutliche Erhöhung der Müllgebühren um fast 73 Prozent bedeutet. Zudem hat eine Müllanalyse im Landkreis ergeben, dass im Hausmüll nur relativ geringe Mengen an Bioabfällen enthalten sind. Für das Bringsystem sprachen also letztlich wirtschaftliche und ökologische Gründe.
Landkreis Biberach
Von April bis Juli 2023 wurde an zwei Grüngutsammelstellen im Landkreis Biberach ein Sammelsystem für Bioabfälle in Form eines Bringsystems getestet. Dieser Probebetrieb hatte das Ziel die Qualität und Verwertbarkeit der Bioabfälle (Stichwort: Störstoffe) zu erfassen und auch die Abläufe zu erproben. Parallel dazu wurde die Einschätzung der Bürgerinnen und Bürger abgefragt. Über die Online-Umfrage gaben knapp 90 Prozent der Teilnehmenden an, dieses Sammelsystem weiter nutzen zu wollen.
Leserbriefe:
Nikolaus Oppenrieder (Rosenheim): In der kreisunmittelbaren Stadt Rosenheim gibt es ein perfekt organisiertes Entsorgungssystem für alle Arten von Reststoffen. Die Bürger sind zur Mülltrennung verpflichtet und bringen den sortierten Abfall zu den Wertstoffinseln oder in den Baubetriebshof an der Innlände. Klappt bestens, alle sind zufrieden. An den Wertstoffinseln gibt es auch Container mit der Aufschrift „Kompostierbare Stoffe“. Auch säuberlich beschriftet mit dem, was dort rein darf und was nicht. Deshalb fehlt mir komplett das Verständnis für die nun im Stadtrat beschlossene Biotonne, beziehungsweise was darin separat gesammelt werden soll. Etwa die drei abgenagten Hühnerbeine und der halbe übrig gebliebene schimmelnde Semmelknödel? Und dafür diesen irrsinnigen Aufwand mit unüberschaubaren Kosten für Stadt und Bürger. Noch dazu verknüpft mit einem zwei-wöchigen Abholmodus für den Restmüll? Schmarren hoch drei sage ich da! All das, was im Haushalt nach der Trennung noch übrig ist, gehört in den Restmüll und wird in der exzellent arbeitenden Verbrennung thermisch verwertet, und zwar ohne erst vergärt und dann in Gas verwandelt worden zu sein. Bürger wehrt Euch!
Klara Raß (Rosenheim): Auch die Restmülltonne stinkt bei 14-tägiger Ausleerung. Auf Kosten der Bürger wird einfach entschieden. Viele Rosenheimer Bürger haben einen Garten und auch einen Kompostbehälter, diese Bürger sind hoffentlich von der Biotonne befreit. In vielen Städten ist es so, zum Beispiel in Bad Homburg. Mir „stinkt“ beides, die Biotonne und die 14-tägige Leerung der Restmülltonne und obendrein die Mehrkosten. Bitte beachten Sie auch die Situation der Familien mit Kleinkindern, Windelabfall usw.
Dr. Dr. Günter Wenz (Rosenheim): Die jetzt beschlossene Vereinbarung bezüglich der Einführung einer Biotonne, sowie der zweiwöchentlichen Abholung der Restmülltonnen ist hier im Anwesen Rosenheim, Innstraße 9 und 9a nicht vernünftig, beziehungsweise nicht durchführbar. Es befinden sich hier drei Wohneinheiten mit fünf Erwachsenen und einem Kleinkind, sowie ein Büro mit zwei Angestellten und eine zahnärztliche Praxis mit zehn Beschäftigten. Die zunächst erwähnten Bewohner erzeugen hier in der Innenstadt eine tägliche Menge an Biomüll, die leicht in einer Tüte Platz hat. Alleine in der Praxis entsteht durch die vorgegebenen Hygienevorschriften die Menge von beschmutzten Papier-Einmalprodukten – Abdecktücher, Kleidung, Scheuertücher usw. – in einer Größenordnung von vier bis fünf Müllsäcken pro Tag. Es ist unsinnig und auch unmöglich, diesen, eindeutig zum Restmüll deklarieren, verunreinigten Abfall, zwei Wochen lang in den Tonnen zu belassen, während andererseits wenige Tüten Biomüll wöchentlich von der Müllabfuhr abgeholt werden.
Dr. Evelyn und Hansjörg Frick (Rosenheim): Biotonne – ein unüberlegter Schnellschuss. Wie viele umweltbewusste Rosenheimer haben wir einen Komposter im Garten. Wir brauchen also keine Biotonne. Werden wir jetzt gezwungen, eine Biotonne als reine Dekoration aufzustellen? Und müssen wir dafür auch noch zahlen!? Als engagierte Mülltrenner reicht uns seit Jahren eine 40 Liter Restmülltonne. Diese soll jetzt nicht mehr wöchentlich, sondern nur noch alle zwei Wochen gelehrt werden. Wie sieht das dann mit den Gebühren aus? Bezahlen wir dann für die halbe Leistung den bisherigen Preis? Das wäre eine Verdoppelung der Gebühren. Falls uns die 40 Liter Tonne alle zwei Wochen doch nicht ausreichen sollte, dann müssten wir auf die teureren 60- oder 80-Liter-Tonnen umsteigen. Derzeit zahlen wir 1,34 Euro pro Leerung. Bei nur zweiwöchiger Leerung bei gleichbleibenden Gebühren wären es 2,68 Euro pro Leerung. Falls wir auf eine 80 Liter Tonne umsteigen müssten, wären das 5,36 Euro pro Leerung. Das würde eine Erhöhung der Gebühren um 400 Prozent bedeuten. Werden für die Biotonne, selbst wenn sie nicht gebraucht wird und nur leer herum steht, noch zusätzliche Gebühren erhoben? Zahlen wir dann doppelt, für die Restmülltonne und die nicht gebrauchte Biotonne? Über die Einführung einer Biotonne sollte kräftig nachgedacht werden.
Theo Auer (Rosenheim): Was im Umweltausschuss des Stadtrates beschlossen wurde spottet jeder Beschreibung. Man stellt sich die Frage, ob die Stadträte in der derselben Stadt wohnen? Es wurde tatsächlich beschlossen, eine Biotonne pro Haushalt zu veranlassen. Auf die Anregung von Stadtrat Bergmüller, welcher auch der Oberbürgermeister zuzustimmen vermochte, an mehreren Orten innerhalb der Stadt Sammel-Biotonnen aufzustellen ging niemand ein! Dabei wäre dies nicht nur die kostengünstigste Version der Biomüll-Sammlung, sondern durch die vorgegebene gesetzliche Regelung gedeckt die ein „Bringsystem“ zulässt. Warum hat der Rosenheimer Landkreis genau einen solchen Beschluss gefasst? Dann begriffen die Räte, dass dies in Zeiten der Teuerung kaum opportun sein könne. Denn der Kostenaufwand für die Stadt und folglich auch für die Bürger wäre kaum bürgerfreundlich. So kam man auf die Idee, weil wöchentliche Biomüll-Leerung zwar nötig, aber zu teuer werden könnte, nun die Restmüll-Tonnen nur noch 14-tägig zu leeren. Bevor der Stadtrat das beschließt, wäre es hilfreich zum Beispiel bei der GRWS zu fragen wie es sich mit der Müllbelastung verhält. Einer der Stadträte erklärte mir im Anschluss wörtlich: „Ein anderer Antrag wäre nicht mehrheitsfähig gewesen“! Wenn im Stadtrat Ideologie den Vorrang vor sachlichen Argumenten und gegebenen Umständen hat, dann muss sich diese Institution nicht wundern wenn die Wähler zunehmend zuhause bleiben.“