Machbarkeitsanalyse vorgestellt: Biotonne im Holsystem würde nur geringen Mehrwehrt bringen

23. Apr. 2024

Ob eine Biotonne im Holsystem für den Landkreis Rosenheim sinnvoll wäre, war Inhalt einer Machbarkeitsanalyse, die den Mitgliedern des Ausschusses für Umweltangelegenheiten, Landwirtschaft, räumliche Entwicklung, Natur- und Klimaschutz sowie Mobilität in ihrer jüngsten Sitzung vorgestellt wurde. 

Die Analyse der bifa Umweltinstitut GmbH belegt sachlich und unabhängig, dass das bestehende System der Sammlung und lokalen Verwertung von Bioabfällen im Landkreis sehr gut funktioniert und bereits zu einer deutlichen Entlastung der Umwelt beiträgt. Eine Umstellung auf eine Biotonne im Holsystem würde laut Studie nur einen geringen ökologischen Mehrwert bringen, wäre aber gleichzeitig mit einem unverhältnismäßig großen finanziellen Aufwand verbunden. 

So müssten zum Beispiel zwölf neue Sammelfahrzeuge angeschafft und etwa 30 Beschäftigte eingestellt werden. Zudem fehlen die Betriebsflächen. Die Mehrkosten würden zu einer deutlichen Erhöhung er Restmüllgebühren führen und somit die Bürgerinnen und Bürger belasten.

Untersucht wurden die Auswirkungen in den Kategorien Treibhauseffekt, Versauerung, Fotochemische Oxidantienbildung, Terrestrische Eutrophierung, Feinstaub und Ressourcennutzung. Beleuchtet wurde jeweils die aktuelle Situation ohne Biotonne im Holsystem, ein 65-prozentiger Anschlussgrad mit der Möglichkeit, privat zu kompostieren, und ein 100-prozentige Anschlussgrad mit einer Pflichtbiotonne. 

Die bestmögliche ökologische Veränderung, die mit einer Biotonne im Holsystem erreicht werden könnte, liegt laut der Studie beim Hauptverursacher des Treibhauseffekts bei einer Einsparung von 573 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Dies entspricht dem Ausstoß von 289 Pkw mit durchschnittlicher Jahreslaufleistung. 

Diesen begrenzten Umwelteffekten stünden laut Studie knapp 6,5 Millionen Euro jährlich an Zusatzkosten gegenüber, was eine Erhöhung der Gebühren für die Restmülltonnen um 39 Prozent bedeuten würde.

Im Jahr 2019 haben die Bürgerinnen und Bürger pro Einwohner knapp 140 Kilogramm an Grün-, Nahrungs- und Küchenabfällen gesammelt. Sie liegen damit über dem oberbayerischen und dem bayerischen Durchschnitt. Diese sind nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt gut 130 Kilogramm bzw. knapp 134 Kilogramm pro Einwohner.

Anmerkung: 140 / 52 Wochen = 2,69 kg pro Woche

Das Bayerische Abfallgesetz verpflichtet Landkreise, Bioabfälle aus privaten Haushalten getrennt zu erfassen, soweit dies technisch möglich und wirtschaftlich zumutbar ist. Das bedeutet, der Gesetzgeber erlaubt einen weiten Handlungsspielraum und ermöglicht unterschiedliche Formen von Hol- und Bringsystemen.

Bericht: Landratsamt Rosenheim

Leserbriefe:

Nikolaus Oppenrieder (Rosenheim): In der kreisunmittelbaren Stadt Rosenheim gibt es ein perfekt organisiertes Entsorgungssystem für alle Arten von Reststoffen. Die Bürger sind zur Mülltrennung verpflichtet und bringen den sortierten Abfall zu den Wertstoffinseln oder in den Baubetriebshof an der Innlände. Klappt bestens, alle sind zufrieden. An den Wertstoffinseln gibt es auch Container mit der Aufschrift „Kompostierbare Stoffe“. Auch säuberlich beschriftet mit dem, was dort rein darf und was nicht. Deshalb fehlt mir komplett das Verständnis für die nun im Stadtrat beschlossene Biotonne, beziehungsweise was darin separat gesammelt werden soll. Etwa die drei abgenagten Hühnerbeine und der halbe übrig gebliebene schimmelnde Semmelknödel? Und dafür diesen irrsinnigen Aufwand mit unüberschaubaren Kosten für Stadt und Bürger. Noch dazu verknüpft mit einem zweiwöchigen Abholmodus für den Restmüll? Schmarren hoch drei sage ich da! All das, was im Haushalt nach der Trennung noch übrig ist, gehört in den Restmüll und wird in der exzellent arbeitenden Verbrennung thermisch verwertet, und zwar ohne erst vergärt und dann in Gas verwandelt worden zu sein. Bürger wehrt Euch!

Klara Raß (Rosenheim): Auch die Restmülltonne stinkt bei 14-tägiger Ausleerung. Auf Kosten der Bürger wird einfach entschieden. Viele Rosenheimer Bürger haben einen Garten und auch einen Kompostbehälter, diese Bürger sind hoffentlich von der Biotonne befreit. In vielen Städten ist es so, zum Beispiel in Bad Homburg. Mir „stinkt“ beides, die Biotonne und die 14-tägige Leerung der Restmülltonne und obendrein die Mehrkosten. Bitte beachten Sie auch die Situation der Familien mit Kleinkindern, Windelabfall usw.

Dr. Dr. Günter Wenz (Rosenheim): Die jetzt beschlossene Vereinbarung bezüglich der Einführung einer Biotonne, sowie der zweiwöchentlichen Abholung der Restmülltonnen ist hier im Anwesen Rosenheim, Innstraße 9 und 9a nicht vernünftig, beziehungsweise nicht durchführbar. Es befinden sich hier drei Wohneinheiten mit fünf Erwachsenen und einem Kleinkind, sowie ein Büro mit zwei Angestellten und eine zahnärztliche Praxis mit zehn Beschäftigten. Die zunächst erwähnten Bewohner erzeugen hier in der Innenstadt eine tägliche Menge an Biomüll, die leicht in einer Tüte Platz hat. Alleine in der Praxis entsteht durch die vorgegebenen Hygienevorschriften die Menge von beschmutzten Papier-Einmalprodukten – Abdecktücher, Kleidung, Scheuertücher usw. – in einer Größenordnung von vier bis fünf Müllsäcken pro Tag. Es ist unsinnig und auch unmöglich, diesen, eindeutig zum Restmüll deklarieren, verunreinigten Abfall, zwei Wochen lang in den Tonnen zu belassen, während andererseits wenige Tüten Biomüll wöchentlich von der Müllabfuhr abgeholt werden.

Dr. Evelyn und Hansjörg Frick (Rosenheim): Biotonne – ein unüberlegter Schnellschuss Wie viele umweltbewusste Rosenheimer haben wir einen Komposter im Garten. Wir brauchen also keine Biotonne. Werden wir jetzt gezwungen, eine Biotonne als reine Dekoration aufzustellen? Und müssen wir dafür auch noch zahlen!? Als engagierte Mülltrenner reicht uns seit Jahren eine 40 Liter Restmülltonne. Diese soll jetzt nicht mehr wöchentlich, sondern nur noch alle zwei Wochen gelehrt werden. Wie sieht das dann mit den Gebühren aus? Bezahlen wir dann für die halbe Leistung den bisherigen Preis? Das wäre eine Verdoppelung der Gebühren. Falls uns die 40 Liter Tonne alle zwei Wochen doch nicht ausreichen sollte, dann müssten wir auf die teureren 60- oder 80-Liter-Tonnen umsteigen. Derzeit zahlen wir 1,34 Euro pro Leerung. Bei nur zweiwöchiger Leerung bei gleichbleibenden Gebühren wären es 2,68 Euro pro Leerung. Falls wir auf eine 80 Liter Tonne umsteigen müssten, wären das 5,36 Euro pro Leerung. Das würde eine Erhöhung der Gebühren um 400 Prozent bedeuten. Werden für die Biotonne, selbst wenn sie nicht gebraucht wird und nur leer herum steht, noch zusätzliche Gebühren erhoben? Zahlen wir dann doppelt, für die Restmülltonne und die nicht gebrauchte Biotonne? Über die Einführung einer Biotonne sollte kräftig nachgedacht werden.

Theo Auer (Rosenheim): Was im Umweltausschuss des Stadtrates beschlossen wurde spottet jeder Beschreibung. Man stellt sich die Frage, ob die Stadträte in der derselben Stadt wohnen? Es wurde tatsächlich beschlossen, eine Biotonne pro Haushalt zu veranlassen. Auf die Anregung von Stadtrat Bergmüller, welcher auch der Oberbürgermeister zuzustimmen vermochte, an mehreren Orten innerhalb der Stadt Sammel-Biotonnen aufzustellen ging niemand ein! Dabei wäre dies nicht nur die kostengünstigste Version der Biomüll-Sammlung, sondern durch die vorgegebene gesetzliche Regelung gedeckt die ein „Bringsystem“ zulässt. Warum hat der Rosenheimer Landkreis genau einen solchen Beschluss gefasst? Dann begriffen die Räte, dass dies in Zeiten der Teuerung kaum opportun sein könne. Denn der Kostenaufwand für die Stadt und folglich auch für die Bürger wäre kaum bürgerfreundlich. So kam man auf die Idee, weil wöchentliche Biomüll-Leerung zwar nötig, aber zu teuer werden könnte, nun die Restmüll-Tonnen nur noch 14-tägig zu leeren. Bevor der Stadtrat das beschließt, wäre es hilfreich zum Beispiel bei der GRWS zu fragen wie es sich mit der Müllbelastung verhält. Einer der Stadträte erklärte mir im Anschluss wörtlich: „Ein anderer Antrag wäre nicht mehrheitsfähig gewesen“! Wenn im Stadtrat Ideologie den Vorrang vor sachlichen Argumenten und gegebenen Umständen hat, dann muss sich diese Institution nicht wundern wenn die Wähler zunehmend zuhause bleiben.“

Helga Bachmaier (Raubling): Ich verstehe die Aufregung wegen der geplanten verpflichtenden Biotonne. Was ich aber nicht verstehe, ist die Empörung über die 14-tägige Leerung der Restmülltonne. Diese Tonnen werden bei den Bürgern im Landkreis (Bürger 2. Klasse?) seit langer Zeit nur alle zwei Wochen geleert. Aber ein Unding ist es aus meiner Sicht, die Biotonne verpflichtend einzuführen. Den Bürgern in der Innenstadt ohne Garten und der Möglichkeit der Eigenkompostierung sollte man eine Biotonne anbieten, so wie zum Beispiel die Altpapiertonne. Ich kann mich entscheiden, sie zu nehmen oder Altpapier/kompostierbare Stoffe selbst zur Sammelstelle bringen. Aber was ist mit den Bürgern am Stadtrand oder in den eingemeindeten Gebieten wie zum Beispiel Aising und Pang? Viele davon haben einen eigenen Garten und darin einen Komposthaufen. Komposterde ist ein Segen für Gemüsegarten und Blumenbeete. Sollen diese Bürger jetzt ihren Komposter auflösen und ihre Garten- und pflanzlichen Küchenabfälle nun in die Biotonne werfen müssen? Das kann doch wohl nur ein Schildbürgerstreich sein. Am Nachhaltigsten und Umweltfreundlichsten ist es doch zweifellos, eine Kompostieranlage auf dem eigenen Grundstück zu betreiben, als zusätzliche Plastiktonnen zu produzieren und die Abfälle mit Fahrzeugen (mehr Schadstoffe und Verkehr) spazieren zu karren. Ich wohne in Großholzhausen mit Garten und Kompostieranlage und ich würde mich mit allen Mitteln zur Wehr setzen, wenn mir ein Zwang zur Biotonne aufs Auge gedrückt würde. Ich würde keine Minute zögern, eine Klage gegen meine Gemeinde einzureichen und zur Sammelklage aufrufen.

Wie wird in anderen Städten der Bioabfall eingesammelt?

Leverkusen

Die Neufassung der Abfallentsorgungssatzung zur Einführung der getrennten Bioabfallerfassung und Neustrukturierung des Gebührensystems ist heute vom Rat der Stadt Leverkusen in der Variante 1 (reines Holsystem) knapp gegen die Stimmen der CDU mit 24 Ja und 22 Nein-Stimmen beschlossen worden. Das ist weniger als die Hälfte der Leverkusener Ratsmitglieder.
Die durch die Bioabfallverordnung verpflichtend geregelte Sammlung biogener Abfälle wird nun in Leverkusen im nächsten Jahr umgesetzt.
„Nun wird eine Biotonne eingeführt, ohne die genauen Kosten dafür zu kennen“, so Stefan Hebbel, Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion. „Denn eine Gebührensatzung, die die genauen Kosten ausweist, liegt noch nicht vor. Klar ist aber, dass die Biotonne durch eine Teuerung des Restmülls umgesetzt wird. Viele Bewohner und Bewohnerinnen in Mehrfamilienhäusern hatten die Wahlfreiheit aber gar nicht, weil eine Mülltrennung hier viel schwerer realisierbar ist und Vermieter die Biotonne deshalb wegen der fehlenden Gewährleistung einer sortenreinen Sammlung nicht wollen. Sonderabfuhren aufgrund von Fehlwürfen sind nämlich sehr teuer. Damit ist die Freiwilligkeit scheinheilig.“
Frank Schmitz, umweltpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, führt dazu an:
„Zusätzlich fehlt es weiterhin an verlässlichen Zahlen zur Anschlussquote einer sich anbahnenden „Pflichtbiotonne“, diese liegt nach aktuellen Zahlen deutlich unter 30 Prozent, was wiederum die aktuell vorliegenden Kalkulationen bezüglich Gewinn- und Verlustrechnung in Frage stellen lässt.
Auch CDU-Ratsherr Tim Feister beklagt: „Das ganze Gerüst ist zu wackelig und das Gesamtpakt nicht schlüssig. Bislang ist nicht erkennbar, was der Bürger nach Einführung der Biotonne zahlen muss. Aus diesem Grund war uns eine Zustimmung unmöglich. Wir sind nicht grundsätzlich gegen die Einführung der Biotonne, aber mit einer unklaren Kostenkalkulation droht die vermeintlich freiwillige Biotonne zum Fass ohne Boden zu werden.- Und das ist gerade in der aktuellen, schwierigen Zeit der Energiekrise, wo bereits jetzt 60% der Leverkusener Haushalte am finanziellen Limit sind, unverantwortlich.“
Frank Schmitz führt weiterhin an: „Zumal wurde die Abfrage zur Biotonne so konzipiert, dass dem Bürger suggeriert wird, dass man die freiwillige Biotonne mehr oder weniger abnehmen muss, auch wenn sie generell freiwillig ist, damit keine höheren Abfallgebühren anfallen bzw. finanzielle Vorteile gestrichen werden. Wir haben eine Mischung aus Hol- und Bringsystem und mehr als zwei Stationen für das Bringsystem favorisiert. Damit haben wir aber in der Projektgruppe kein Gehör gefunden. So hätte unserer Meinung eine gute Quote und wenig Fehlwürfe erzielt werden können.
Wenn es schlecht läuft, wird die Müllentsorgung nun deutlich teurer. Durch die Novellierung des Brennstoffemmissionshandelsgesetzes (BEHG) und die damit verbundene CO2-Bepreisung drohen weitere deutliche Kostensteigerungen. Die Grünen hatten dazu eine einfache Antwort: „Klimaschutz kostet halt Geld.“ Geld, was viele Menschen bei den aktuellen Preisentwicklungen nicht mehr haben.

In Bremerhaven sucht man ebenfalls vergeblich nach Biotonnen. Ein Sprecher begründet den Verzicht auf diese Behältnisse unter anderem damit, dass es in näherer Umgebung keine Abfallaufbereitungsanlage gebe. Ein Auftrag zur Verwertung des Bremerhavener Biomülls müsste europaweit ausgeschrieben werden. Der Gewinner der Ausschreibung müsste selbst dann genommen werden, wenn er sich im weit entfernten Osnabrücker Umland befände, sagt der Sprecher kopfschüttelnd. In der Stadt gebe es aber zwei Annahmestellen für Grünschnitt.

Ebenfalls keine Biotonnen gibt es im bayerischen Altötting. Ein Sprecher des Landkreises weist darauf hin, dass in Biomülltonnen "nachweislich viel Plastik landet, welches nach der Vergärung in Biogasanlagen in Form von Mikroplastik auf Feldern und somit in der Nahrungskette landet". Im Restmüll befänden sich in dem Landkreis jährlich pro Person nur acht Kilo an Küchenabfällen. "Diese Restmengen mit einer eigenen Biotonne erfassen zu wollen, die durch dieselbetriebene LKW 14-tägig geleert werden müssen, macht aus unserer Sicht weder ökologisch noch ökonomisch Sinn." Würde das doch geschehen, würden sich die Müllgebühren verdoppeln.

Landkreis Altötting

Seit Jahren wehrt sich Landrat Erwin Schneider vom Landkreis Altötting gegen die Einführung der Braunen Tonne und soll dies auch mit den Worten „Nur über meine Leiche“ kommentiert haben. Schon seit 2015 sind die Kommunen eigentlich verpflichtet Biomüll in einem eigens dafür ausgelegten System zu sammeln.

Dr. Robert Müller, ein Sprecher des Landratsamtes in Altötting erklärte auf Nachfrage unserer Redaktion jedoch:

„Laut einem in Auftrag gegebenen Gutachten werden bereits 85 Prozent der Bioabfälle im Landkreis über Grüngutentsorgung und Hauskompostierung nachhaltig verwertet. Im Restmüll befinden sich somit pro Person und Jahr lediglich acht Kilo an Küchen-abfällen.“

"Diese Restmengen mit einer eigenen Biotonne erfassen zu wollen, die durch dieselbetriebene LKW 14-tägig geleert werden müssen, macht aus unserer Sicht weder ökologisch noch ökonomisch Sinn."

Es würde also weder ökologisch noch ökonomisch Sinn ergeben, eine Biotonne einzuführen, so der Sprecher der Kreisverwaltung auf unsere Nachfrage weiter. Außerdem würden die Müllgebühren für Bürger sich mit der Einführung einer Biotonne annähernd verdoppeln. 

Weimarer Land 82428 Einwohner (2023)

Informationen

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

bisher entsorgen die Bürger im Weimarer Land ihre Bioabfälle größtenteils über den eigenen Kompost.

Der Bundesgesetzgeber hat im neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz geregelt, dass Bioabfälle aus den Haushalten grundsätzlich getrennt zu erfassen und einer Verwertung zuzuführen sind. Der Kreis Weimarer Land ist also verpflichtet, den Bürgern zusätzlich zu den Restmülltonnen ein System zur Entsorgung von Bioabfällen anzubieten. Dieses neu zu schaffende Angebot wird durch ihre Müllgebühren finanziert.

Im Rahmen der Beratungen im Kreistag haben sich zwei mögliche Alternativen für den Kreis Weimarer Land herauskristallisiert. Die Einführung einer Biotonne für alle Haushalte wäre mit voraussichtlichen Kosten von ca. 1.076.000,- € pro Jahr verbunden und wurde eine durchschnittliche Mehrbelastung von ca. 43,24 € pro Haushalt im Jahr bedeuten. Die Einführung eines flächendeckenden Biocontainersystems mit vorerst ca. 14 Standplätzen im Kreisgebiet wäre mit voraussichtlichen Kosten von ca. 212.000,- € pro Jahr verbunden und wurde eine durchschnittliche Mehrbelastung von ca. 8,52 € pro Haushalt im Jahr bedeuten.

Torsten Kummer Kreiswerke Weimarer Land

Regensburg

Warum hat sich der Landkreis Regensburg gegen eine Pflicht-Biotonne für alle entschieden?

Die Einführung der Pflicht-Biotonne hätte mit 2,3 Millionen Euro jährlich 15 mal mehr gekostet als die jetzige Lösung. Eine Pflicht-Biotonne hätte für die Bürger eine deutliche Erhöhung der Müllgebühren um fast 73 Prozent bedeutet. Das wäre im Falle einer 50-l-Restmülltonne zum derzeitigen Jahrespreis von 78 Euro ein Anstieg auf über 130 Euro gewesen. Zudem hat eine Müllanalyse im Landkreis ergeben, dass im Hausmüll nur relativ geringe Mengen an Bioabfällen enthalten sind. Auch deswegen hat sich unser Umweltaus-schuss gegen die Pflicht-Biotonne entschieden. Für das Bringsystem sprachen also letztlich wirtschaftliche und ökologische Gründe.

Auch in Schweinfurt (Bayern) gibt es keine Biotonnen. Eine Stadtsprecherin sagt, man habe eine Untersuchung durchgeführt, der zufolge die Sammlung von Gartenabfällen (Grüngut) und die "thermische Verwertung" - also Verbrennung – von Restmüll inklusive Bioabfall sich günstiger auf den Treibhauseffekt und andere Probleme auswirkten als der Einsatz einer

Biotonne. Der hohe Kompostanteil in Privatgärten sei zudem gut für den Boden.

Landratsamt Sigmaringen

Das sind die Vorteile des Bringsystems:

  • Kein zusätzlicher Platzbedarf für eine weitere Tonne.
  • Sie bestimmen, wann der Biomüll zur Sammelstelle kommt.
  • Geringere Abfallgebühr, aber zusätzliche Fahrtkosten.
  • Verbindung mit anderen Entsorgungen auf dem Wertstoffhof.

Landkreis Karlsruhe

Das Bringsystem

Platzsparend und gebührenfrei.

Das flächendeckende Bringsystem ist für Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Karlsruhe gebührenfrei. Die Bioabfälle werden zu Hause in speziellen Biobeuteln gesammelt. In dicht verschlossenen Behältern erfolgt der Transport zu einer der Annahmestellen. Die Beutel mit den Küchenabfällen werden dort selbstständig zu den Öffnungszeiten von Bürgerinnen und Bürgern in bereitgestellte Biotonnen eingeworfen. 

  • Transportbehälter gebührenfrei erhältlich
  • Sauberer Transport der Bioabfälle im Beutel und Behälter.
  • Eigentransport zu den Annahmestellen nötig.

Biberach

Bioabfälle entsorgen 

Von April bis Juli 2023 wurde an zwei Grüngutsammelstellen im Landkreis Biberach ein Sammelsystem für Bioabfälle in Form eines Bringsystems getestet. Dieser Probebetrieb hatte das Ziel die Qualität und Verwertbarkeit der Bioabfälle (Stichwort: Störstoffe) zu erfassen und auch die Abläufe zu erproben. Parallel dazu wurde die Einschätzung der Bürgerinnen und Bürger abgefragt. Über die Online-Umfrage gaben knapp 90 Prozent der Teilnehmenden an, dieses Sammelsystem weiter nutzen zu wollen.

Der Kreistag stimmte einer landkreisweiten Einführung zu. Bereits seit dem 1. August können Bioabfälle auf allen Grüngutsammelstellen abgegeben werden. Ab Oktober werden an allen Grüngutsammelstellen/Recyclingzentren im Landkreis Biberach kostenfreie Transporteimer inklusive einmalig fünf Papierbeutel ausgegeben.

Wurde von mir beim Seniorenbeirat vorgeschlagen.

Sollte an die Stadt gesandt werden.

Vorstand sagte nein, wollte nicht schlecht bei der Stadt dastehen.

Fragenkatalog an die Arbeitsgruppe „Biotonne“

Um sich für ein System entscheiden zu können, macht es Sinn, die Einsparungen von Emissionen, die Benutzerfreundlichkeit und die Kosten für Nutzer zu vergleichen. Es muss ermittelt werden, wie hoch der Anteil der Bevölkerungsgruppe ist, die bisher ihren Bioabfall im Restmüll entsorgten und die an einem Bioabfallsystem teilnehmen würden.

Es zeigt sich, dass Menschen unterschiedliche Anforderungen an ein System für Biotonnen haben.

Damit sie sich endgültig entscheiden können, sollten vorab folgende Fragen von der Stadt beantwortet werden:

  • Warum kein Zusammenschluß mit dem Landkreis?
  • Wie hoch ist das Aufkommen an Bioabfall?
  • Wie ist der Kostenvergleich zwischen Hol- und Bringsytem?
  • Gibt es die Möglichkeit, daß sich mehrere Nachbarn eine Biotonne teilen?
  • Wenn ja, verringern sich dann die Gebühren?
  • Welche laufenden Kosten wurden angesetzt?
  • Was geschieht mit den Bioabfall?
  • Wie wird die Mindermenge bei der Verbrennungsanlage ersetzt?
  • Entstehen dadurch zusätzliche Kosten für die Bürger?
  • Kompostierung im Garten erzeugt bei nicht fachgerechter Kompostierung Methan und Ammoniak. Hat damit eine klimarelevante Wirkung. Wird eine Eigenkompostierung dennoch erlaubt?
  • Verringert sich die Gebühr bei Eigenkompostierung?
  • Verdorbene Speisen, tierische Abfälle (Fleisch und Knochen), Unkräuter und kranke Pflanzen gehören nicht in den Komposthaufen. Wie erfolgt dessen Entsorgung?
  • Was ist für die Innenstadt vorgesehen?
  • Zahlt die Innenstadt die gleichen Gebühren wie die restlichen Stadtteile?

Am 14.09.2023 um 19:10 schrieb Meishammer per Mail an Herrn Bergmüller:

Ich habe den Beschlussvorschlag zum Ratsbegehren für die Biotonne gelesen -
Zum Unterschied zwischen Hol- und Bringsystem fehlt leider ein Vergleich.
Ich verweise auf die Zahlen vom 20. Feb 2022.

Holsystem:
3 Entsorgungsfahrzeuge + 3 Fahrer + 6 Müllwerker
Mit Innenstadt:
4 Entsorgungsfahrzeuge + 14 zusätzliche Mitarbeiter
Außerdem: Leerung des Haushaltmülles nur alle 14 Tage:

Anmerkung:

Sonderregelung für Innenstadt darf es nicht geben. Gleiches Recht für alle Bürger.

Bringsystem:
1 Entsorgungsfahrzeug mit entsprechenden Personal.
Keine Sonderregelung für die Innenstadt.
Wöchentliche Leerung des Haushaltmülles bleibt bei alle 8 Tage.
Die Müllgebühren würden sich gegenüber dem Holsystem nur um 1/3 erhöhen.
Bei Berücksichtigung der Innenstadt sogar nur um 1/6.

Ich glaube, daß diese Argumente unbedingt nochmals zur Sprache kommen sollen.

Die Machbarkeitsanalyse vom bifa-Umweltinstitut für den Landkreis Rosenheim mit dem
Ergebnis gegen das Holsystem trifft in seinem Kern auch für Rosenheim zu.

 

 

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