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Neue Substanzen stellen Drogenberatung vor große Herausforderungen

28. Nov. 2019

Rosenheim – Das Thema Drogensucht hat sich in der Region Rosenheim stark verändert und stellt Drogenberater und die Suchthilfestellen vor neue und komplexere Herausforderungen. Das ist das Fazit eines Gesprächs der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Daniela Ludwig bei der Fachambulanz für Suchterkrankungen der Diakonie Rosenheim. „Neue Substanzen, die im Internet erhältlich sind und fehlende wissenschaftliche Studien zu den Wirkungen dieser Drogen machen die Arbeit der Berater vor Ort sehr schwer“, so Daniela Ludwig. „Wir müssen hier aufs Tempo drücken und den Beratungsstellen Hilfestellung an die Hand geben.“

Dem Geschäftsbereichsleiter der Fachambulanz Sebastian Kurz machen insbesondere die sogenannten neuen psychoaktiven Stoffe – kurz NPS – große Sorgen. „Sie werden u.a. in großen Betonmischmaschinen etwa in Russland hergestellt und im Internet unter dem harmlosen Namen Badesalze verkauft. Ihre Wirkung kann lebensbedrohlich sein. Doch das Schlimmste ist: Die Konsumenten und auch wir wissen meist nicht, welche Inhaltsstoffe und v.a. in welcher Dosierung drin sind. Denn die Mischungen verändern sich stetig, um die Gesetze zu umgehen.“ Schon der erste Konsum dieser psychoaktiven Stoffe kann zu einer massiven Psychose führen, das erlebte Kurz bereits bei einer 16-jährigen Jugendlichen. „Insgesamt hat sich die gesamte Drogensucht massiv verändert. Es gibt nicht mehr den reinen Alkoholiker oder Kokainkonsumenten. Heute konsumieren die Menschen alles Mögliche, sie entwickeln oft eine Multi-Abhängigkeit von mehreren Stoffen. Das erschwert die Arbeit zusätzlich.“

Immer beliebter wird bei Jugendlichen auch die Einnahme von Benzodiazepinen. Diese verschreibungspflichtigen Medikamente stellen ruhig und kommen über die Hip-Hop Szene in die Region.

Sebastian Kurz und sein Bereichsleiter Maximilian Jaroljmek haben einen großen Wunsch an Politik und Wissenschaft. „Wir brauchen mehr valide Zahlen. Wir wissen zu wenig über die Wirkung und Zusammensetzung neuer Stoffe, aber auch zu den Langzeitfolgen von Cannabis-Konsum gibt es keine ausreichende Datenlage. Weiterhin haben wir auch keine verlässlichen bayernweite Zahlen über das Thema Substitution“, so Jaroljmek. „Wir möchten eine Verbesserung in der Versorgungslage, gerade in ländlichen Gebieten haben unsere Klientinnen und Klienten große Probleme, da es zu wenige Ärzte gibt, die substituieren. Aufgrund der Entfernungen sind die regelmäßige medizinische Behandlung und die psycho-soziale Beratung mit großem Aufwand verbunden. Auch für Daniela Ludwig steht das Thema Drogensubstitution ganz oben auf der Agenda. „Das ist wie ein Tsunami auf mich zugerollt. Fest steht: Wir brauchen mehr Ärzte, die Substitution anbieten. Gerade auf dem Land haben wir hier sehr große Lücken.“ Dabei hat Ludwig durchaus Verständnis für Ärzte, die im Wartezimmer ihrer Praxis nicht zu viele Drogenabhängige haben wollen. „Wir müssen die Substitution auf viele Schultern verteilen und ein Netzwerk aufbauen. Das würde auch die Arbeit der Ärzte erleichtern.“ In Stadt und Landkreis Rosenheim werden derzeit 93 Substituierte betreut.

Daniela Ludwig bezeichnete die Präventionsarbeit der Fachambulanz als unerlässlich für die Region Rosenheim. „Gerade durch ihr Engagement an Schulen erreichen die Berater viele Kinder und Jugendliche. Bei Alkohol und Nikotin haben wir gesehen, wie wichtig und erfolgreich Präventionsarbeit sein kann. Hier sind die Zahlen bei Jugendlichen enorm zurückgegangen.“

Die Fachambulanz der Diakonie betreut jährlich über 1000 Männer und Frauen in ihrer Beratungsstelle. Dazu informiert sie im Jahr rund 5.000 Schülerinnen und Schüler über die Gefahren von Alkohol, Drogen und erhöhtem Medienkonsum.

Foto von links: Geschäftsbereichsleiter Sebastian Kurz, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig, MdB und Bereichsleiter Maximilian Jaroljmek.

 

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