Ortsvorsitzender CSU Bad Aibling Dr. Thomas Geppert, Referentin Dr. habil. Anna Veronika Wendland, Ortsvorsitzender CSU Willing Markus Stigloher und Erster Bürgermeister von Bad Aibling Stephan Schlier Ortsvorsitzender CSU Bad Aibling Dr. Thomas Geppert, Referentin Dr. habil. Anna Veronika Wendland, Ortsvorsitzender CSU Willing Markus Stigloher und Erster Bürgermeister von Bad Aibling Stephan Schlier

Informations- und Diskussionsabend der CSU-Ortsverbände Bad Aibling und Willing: Bürger müssen sich Energie leisten können - Wege aus der Energiewende-Krise

08. Mär. 2023

Zu einem Vortrag mit Diskussion über Wege aus der Energiewende-Krise luden die beiden CSU-Ortsvorsitzenden Dr. Thomas Geppert und Markus Stigloher ein. Zu der Frage „Müssen wir umdenken?“ brachte die Osteuropa- und Technikhistorikerin Dr. habil. Anna Veronika Wendland beeindruckende Fakten mit. Der überstürzte Ausstieg aus der Kernenergie war ein Fehler. Die deutsche Energiewende steckt in der Krise. Die Erreichung der Klimaziele ohne Wohlstandsverluste wird es nur mit einer Kombination aus Erneuerbaren Energien und Kernkraft geben.

„Wir müssen die Energiewende neu denken, damit sie fit ist für die Bewältigung der sich immer weiter zuspitzenden Klima- und Energiekrise“, so die Energieexpertin Wendland. „Elektromobilität, PV, Windkraft, Geothermie und Wasserkraft sind bewährter Teil unseres Alltags und gehören zur Welt der Zukunft. Illusionen über die Erneuerbaren Energien sind allerdings Risikofaktor Nummer 1 unserer deutschen Energiewende.“ Durch den Ukrainekrieg haben wir gesehen, dass unsere „Gasbackups“ als wesentliches Element der deutschen Energiewende nicht krisenfest sind. Wir müssen daher umdenken. Andere Länder machen es vor und sind hier viel weiter als Deutschland. Finnland setzt beispielsweise äußerst erfolgreich auf Wasserkraft und Kernkraft. So lassen sich CO2-Einsparungen realisieren und gleichzeitig grundlastfähige Strommengen erzeugen. Politik kann Klimaziele festlegen. Der Weg muss dann aber technologieoffen und ideologiefrei erfolgen.

Man dürfe die Kernenergie nicht schlecht reden. „Hätte in Fukushima oder Tschernobyl ein Reaktor wie Isar II gestanden, wir hätten weder von Tschernobyl noch von Fukushima je gehört“. So lautet das Resümee der Kernkraft-Expertin Anna Vero Wendland, die auf Einladung der CSU Bad Aibling und Willing über die „Risiken der Energiewende“ diskutierte. Dabei kritisierte sie auch die hiesige Kreisvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen aus Bad Aibling. Dabei war diese gar nicht unter den rund 60 Teilnehmern der Veranstaltung im Gasthaus Kriechbaumer in Ellmosen. Allerdings hatte sie sich in ihrem Blog und auf Instagram vorab geäußert und sich „erschüttert“ gezeigt, dass in ihrem Heimatort von einer Energiewende-Krise gesprochen wird.

Wendland erwiderte: „Die Energiewende läuft nicht. Sie steckt tief in der Krise.“ Denn es gebe in Deutschland keine Idee dafür, wie der künftige Strombedarf abgedeckt werden könne. Der werde sich bis 2050 mindestens verdreifachen, zitierte sie eine Studie des Instituts DIW. Das sei auch nicht überraschend. Energieintensive Industrien wie Stahl oder Chemie planten wenn möglich die Umstellung auf Strom statt Gas. Gleichzeitig solle der Verkehr auf Elektroantrieb und Gas- und Öl-Heizungen auf strombetriebene Lösungen umgestellt werden. Für die benötigten Strommengen gebe es keine verlässliche Infrastruktur.

Wendland warf den Grünen Unehrlichkeit vor, wenn sie behaupten, die Energiewende, wie sie derzeit laufe, werde keine Einbußen an Wohlstand bringen. Ehrlich seien nur die Fundamentalisten der „Degrowth“-Bewegung, die offen für das Ende der Industrie und massive Wohlstandsverluste eintreten.

Mit Kernkraft sei die „Dekarbonisierung“ – also die Abkehr von Öl, Gas und Kohle, zu schaffen. Nötig sei sie wegen des Klimawandels. Dabei sei Kernkraft sinnvoll, die genauso klimafreundlich sei wie Wind und Sonne, dabei allerdings nur einen Bruchteil der für den Bau notwendigen Materialien erfordere. „Es wird eine Materialschlacht um Rohstoffe für die Erneuerbaren Energien geben“, so Wendland. Man laufe in die nächste Abhängigkeit.

Wendland plädierte für einen Mix aus Kernkraft, Sonne und Wind. Außerdem würden große Stromspeicher benötigt, um Lastspitzen abzufangen. Ein System, das allein auf Sonne, Wind und Speichern bestehe, sei für die benötigten Strommengen nicht machbar. Außerdem sei es aufwändiger als ein System mit Kernkraft. Zwar könne ein Windpark nach 5 bis zehn Jahren ab Planungsbeginn ans Netz gehen, während der Bau eines Kernkraftwerks 15 Jahre und länger dauere. Aber die Fertigstellung des Gesamtsystems sei ohne Kernkraft aufwändiger und dauere voraussichtlich länger.

Kritische Fragen aus dem Publikum gab es zum Thema Sicherheit. Wendland räumte ein, dass auch die Kernkraft Risiken berge. Weltweit sei aber Kohle aufgrund der starken Emissionen die mit Abstand riskanteste Technologie und koste allein in Deutschland jedes Jahr so viele Opfer wie alle Kernkraftunfälle zusammen seit der friedlichen Nutzung der Kernkraft.

Die deutschen Reaktoren seien außerdem weltweit die sichersten. Wendland zeichnete das am Beispiel des Unglücks in Fukushima nach. Wenn man Schritt für Schritt nachvollziehe, was dort passiert sei, dann stelle man fest, dass etwas das Kraftwerk Isar II bei jedem Schritt „in eine andere Richtung abgebogen“ wäre. Das fange bei der Lage der Notstromaggregate an und betreffe etwa die Vorrichtung für das Abblasen des Drucks im Kern. Kernkraft sei darum gerade keine Hochrisikotechnologie.

Wendland kritisierte, die derzeitige Energiepolitik sei unsozial und eine „Umverteilung von unten nach oben“. Sie selbst sehe sich als politisch Linke, die soziale Frage sei ihr darum ein Anliegen. Die Energiewende funktioniere „für den gut verdienenden Ingenieur“, der auf seinem Eigenheim ein Solarmodul und in der Garage eine Ladestation besitze. Für alle anderen sei sie nur teuer, weil sie über ihre Steuern die Zuschüsse für besagte Eigenheimbesitzer finanzierten. „Bürger müssen sich Energie leisten können“, so Ortsvorsitzender Dr. Geppert.

Informationen zur Referentin („Beistellkasten“)

Anna Verona Wendland ist habilitierte Technikhistorikerin und hat die Geschichte der friedlichen Kernkraftnutzung erforscht. Dafür arbeitete sie auch in Kernkraftwerken in Deutschland und der Ukraine. Sie gilt deutschlandweit als eine der gefragtesten Experten zu Energiefragen. Wendland lebt in Leipzig, arbeitet am Herder-Institut in Marburg, leitet ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum Thema „Erweiterte Sicherheit“ und forscht an der Justus-Liebig-Universität in Gießen.

 

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