Diskussion mit MdL Otto Lederer zum Thema "Duale Ausbildung - Auslauf- oder Vorzeigemodell"?

04. Mär. 2016

Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Otto Lederer wurde die Kampage "Elternstolz" in Raubling vorgestellt und diskutiert.

Mit der Kampagne wollen IHK und Wirtschaftsministerium wieder mehr junge Leute für die Ausbildungsberufe in Bayern begeistern.

Warum der beste Weg über deren Eltern führt:

Obwohl die duale Ausbildung, die parallele Qualifizierung junger Leute in den Betrieben und den Schulen, nach deutschem Modell weltweit ein hohes Ansehen genießt, verzeichnen die Verantwortlichen in den letzten Jahren deutlich rückläufige Zahlen. So befänden sich derzeit rund 500.000 Jugendliche in Ausbildung, erklärte der Landtagsabgeordnete Otto Lederer, im Rahmen der Diskussionsveranstaltung "Duale Ausbildung - Auslauf- oder Vorzeigemodell".

Genauso viele Personen zählten jedoch auch die Hochschulen. Ein Trend, der, im Angesicht des sich verstärkenden Fachkräftemangels, für Besorgnis sorge und Maßnahmen fordere, die Ausbildung für die Einsteiger wieder attraktiver zu machen.

"Ausbildung macht Eltern stolz"

Rückendeckung erhielt Lederer im Rahmen der Initiative "Elternstolz" dabei von Wolfgang Jahnsen, dem Geschäftsführer der IHK Rosenheim, German Denneborg von Bayerischen Kultusministerium und Dr. Christof Prechtl, Geschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Die Vertreter der Organisationen aus Schulen, Verbänden und Wirtschaft skizzierten die aktuelle Situation und standen dann für Fragen aus der Zuhörerschaft zur Verfügung.

"Wir dürfen nicht den Fehler machen und die duale Ausbildung und das Studium gegeneinander ausspielen", stellte Christof Prechtl gleich zu Beginn seiner Betrachtung klar. Viel sinnvoller sei der Ansatz, auch zu zeigen, was die duale Ausbildung bieten könne. "Das müssen wir nach außen tragen, wo es nur geht", so die Schlussfolgerung des vbw-Vertreters. Besonders die sogenannte "talentorientierte Berufs- und Studien-Orientierung" sei hier das Werkzeug der Wahl, um den passenden Ausbildungsweg für jeden einzelnen Jugendlichen erkennen zu können, so Prechtl.

Ein weiterer Ansatzpunkt seien die hohen Abbrecher-Quoten in den Studiengängen: 28 Prozent aller Studierenden führten das Studium nicht bis zum Ende, "eine Chance für das duale Ausbildungssystem", so Prechtl weiter. Hier dürfe schlicht nicht mit dem Finger gezeigt werden, vielmehr der Grundsatz "Wir brauchen Euch, wir nutzen Euch" Anwendung finden. Schließlich beim Verdienst angekommen, habe die duale Ausbildung klar die Nase vorne.

"Jemand der studiert, wird am Ende weniger verdienen"

Wolfgang Jahnsen, Geschäftsführer der IHK Rosenheim, führte insgesamt fünf Gründe für die duale Ausbildung:

  • "Berufsausbildung ist am Menschen orientiert", fördere die Talente des Einzelnen je nach Veranlagung
  • "Sie bietet eine unglaubliche Vielfalt", mit rund 350 verschiedenen, erlernbaren Berufen in Bayern, rund 250 im Bereich Rosenheim
  • "Ist aus sich selbst heraus immer auf der Höhe der Zeit", da Betriebe genau das ausbilden, was sie im Geschäft auch wirklich brauchen
  • "Es gibt unglaubliche Perspektiven in der Ausbildung", vom Meister bis zur Selbstständigkeit
  • "Ein Akademiker braucht alleine 15 bis 20 Jahre bis er einen Azubi in Sachen Einkommen überholt"

Das Fazit des IHK Geschäftsführers Jahnsen: "Wir müssen einfach öfter, offensiver und positiver über die duale Ausbildung sprechen." Erste Anlaufstelle dabei die Eltern, die schließlich die Meinung der Kinder als erste prägten.

Jeder dritte Euro in die Bildung

Rund 17,7 Milliarden Euro stehen jährlich für den Bildungshaushalt zur Verfügung, für die beruflichen Schulen sind sieben Prozent, rund 1,26 Milliarden reserviert, verdeutlichte German Denneborg vom Ministerium für Unterricht und Kultus. Auch er erkannte ein Defizit, vor allem in den technischen Ausbildungsberufen.

Die größte Chance sah Denneborg im Bereich der neu nach Deutschland kommenden Jugendlichen: So könne unter Berücksichtigung der Flüchtlinge bei den Berufsschulen eine Steigerung um vier Prozent bei den Belegungszahlenerreicht werden. Ohne die jungen Asylbewerber müsse hingegen mit einemRückgang von rund drei Prozent gerechnet werden.

Mit den steigenden Zugangszahlen ergäben sich aber auch zusätzliche Herausforderungen: "Das Personal krieg ich hin. Die Räume sind das größte Problem, da brauchen wir eindeutig mehr", so der Vertreter des Kultusministeriums. Denneborg rechne künftig mit alleine 1.200 neuen Klassen, ausschließlich für Flüchtlinge. Im Zuge dessen machte er sich für den sogenannten "Bildungsgutschein für 5 Jahre" stark: Flüchtlinge sollen zunächst zwei Jahre lang in Kursen vorbereitet und anschließen drei Jahre lang in Ausbildung gehen.

 Quelle: Sascha Ludwig, Rosenheim24.de

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