Braucht’s eine Wehrpflicht um die Freiheit zu verteidigen?

Es ist ein unliebsames Thema, um das verantwortungsvolle Politik aber nicht umhinkommt: die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes angesichts der verschärften Bedrohungslage. Die CSU Bad Feilnbach-Au hat ihren Herbst-Stammtisch am 17. September 2024 diesem Thema unter dem Titel „Bundeswehr/Wehrpflicht – braucht´s des?“ gewidmet. Und mit knapp 40 Teilnehmern im Gasthaus Weingast in Kematen war das Interesse offensichtlich groß.

Die Referenten Martin Fuhrig (Hauptmann der Reserve) und Korbinian Etterer (Leutnant aktiv im Dienst) beleuchteten ihre eigenen Bundeswehr-Erfahrungen vor dem Hintergrund der sich wandelnden Bedrohungslage vom Kalten Krieg über die Entspannung nach der Wende („von Freunden umzingelt“) über Auslandseinsätze bis zum Ukraine-Krieg. Während zu Zeiten des Warschauer Pakts der Schwerpunkt auf Heimatschutzverbänden mit hoher Mannstärke neben Krisenreaktionskräften lag, mag die Aussetzung der Wehrpflicht 2011 wegen des damaligen Fokus auf professionell ausgebildete Krisenreaktionskräfte nachvollziehbar gewesen sein. Heute sei Abschreckungsfähigkeit angesichts eines imperialen Russland wieder notwendig, gerade um einen potentiellen Landkrieg im europäischen NATO-Gebiet zu verhindern und Frieden zu sichern.

Der Vorsitzende des Ortsverbands, Martin Huber, hatte in seiner Begrüßung auch auf den Einsatz im Innern hingewiesen, beispielsweise Hochwasserlagen, bei denen auch in unserer Region schon lokale Feuerwehren und sonstige Katastrophenschutzeinheiten sehr dankbar für die tatkräftige Unterstützung durch die Bundeswehr (BW) waren.

Was war aber die persönliche Motivation der beiden Referenten, sich zu verpflichten? Martin Fuhrig wollte Fliegen (Lufttransportgeschwader), Korbinian Etterer in die Berge (Gebirgsjäger) und beide wollten einen Beitrag zur Sicherheit leisten. Bereut haben sie es nicht. Die BW vermittele Ordnung und Struktur, Pflichtbewusstsein und Zusammenhalt. Sie bilde aus und finanziere dies (technische Berufe, zwei BW-Universitäten), Vorausbildungen seien nicht notwendig. Der Wechsel in die Privatwirtschaft hat bei Martin Fuhrig nach 12 Jahren auch gut geklappt. Mit der Durchmischung der gesellschaftlichen Schichten und verschiedener Charaktere leiste sie einen Beitrag nicht nur zur individuellen Persönlichkeitsbildung, sondern insgesamt zum Zusammenhalt in der Gesellschaft.

Bei den anschließenden zahlreichen Wortmeldungen überwog die Unterstützung für ein verpflichtendes Dienstjahr. Auch die positiven Effekte auf den Fachkräftemangel in sozialen Berufen (u.a. Pflege) wurden hervorgehoben. Gegenargumente wie Kosten und Personalmangel für Wiederaufbau der notwendigen Infrastruktur (u.a. Kreiswehrersatzämter, Kasernen) kamen auch zur Sprache. Klar war, dass die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit im Rahmen der EU und vor allem der NATO erfolgt und nicht im nationalen Alleingang.

Der Stammtisch hat einen kleinen Beitrag geleistet zu der großen Frage, ob wir als zentrales Land in der EU auch bei reduziertem Engagement der USA die Herausforderung konsequent annehmen, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu verteidigen